Veröffentlicht: 14.12.07
Auszeichnung

Willi Gutmann geehrt

Das Departement für Materialwissenschaft (D-MATL) der ETH Zürich ehrt einen besonderen Lehrbeauftragten: Der 80-jährige Bildhauer Willi Gutmann erhielt für seine Verdienste die Staudinger-Durrer Medaille von Professor Nicholas Spencer, Präsident der Forschungskommission der ETH Zürich.

Thomas Langholz
Nicholas Spencer, Präsident der Forschungskommission der ETH Zürich, Bildhauer Willi Gutmann mit Staudinger-Durrer Medaille und Lebensgefährtin Suzanne Monard.
Nicholas Spencer, Präsident der Forschungskommission der ETH Zürich, Bildhauer Willi Gutmann mit Staudinger-Durrer Medaille und Lebensgefährtin Suzanne Monard. (Grossbild)

Bereits seit elf Jahren unterrichtet Willi Gutmann Studierende des Departements Materialwissenschaften. Im Werkstoffpraktikum arbeiten die Teilnehmer mit Eisen, Holz und Stein. Der 80-jährige Künstler kann auf eine lange Karriere zurückblicken. Nach einer Schreinerlehre kam er zur Architektur. Zuerst baute er Architekturmodelle. „Da habe ich die Präzision kennen gelernt“, sagt Willi Gutmann. Seine grössten Bauprojekte waren der Umbau von drei Globus-Kaufhäusern. Doch das war dem „Macher“, wie ihn seine Lebensgefährtin Suzanne Monard beschreibt, nicht genug. „Als Architekt habe ich nur Sachen gemacht, die nicht mir gehören. Nach dem Ende geht das Objekt in fremde Hände. Ich wollte etwas für mich tun“, beschreibt er seine Entschluss als Bildhauer tätig zu werden.

Objekte aus Aluminium

Seine Skulpturen und Objekte sind vor allem aus Aluminium, Chromstahl und Holz. Oft lassen sie sich bewegen und auseinanderbauen. Das kleinste Objekt misst gerade drei Zentimeter und passt in jede Hosentasche; das grösste Werk „David und Goliath“ ist 24,5 Meter hoch und steht in San Francisco. In rund 160 Ausstellungen präsentierte Willi Gutmann weltweit seine Arbeiten. Seine Skulpturen schmücken Plätze von Japan über Mexiko bis in die USA.

Die Zusammenarbeit mit der ETH Zürich begann vor zehn Jahren. Nicholas Spencer, Professor für Oberflächentechnik und Vorsitzender der Forschungskommission, sowie Marcus Textor, Professor für Oberflächentechnik, lernten den Künstler an der Cortona-Woche kennen. Sie engagierten ihn für das Werkstoffpraktikum. „Am Departement für Materialwissenschaft wird sehr viel Wert auf eine interessante und phantasievolle Lehre und Ausbildung unserer Studierenden gelegt. Der Praktikumsversuch von Willi Gutmann ist ein Vorzeigebeispiel. Dabei lernen Studierenden, mit einfachsten Werkzeugen Eisen, Stein und Holz zu bearbeiten und so die Eigenschaften dieser unterschiedlichen Materialien in sehr direkter Weise im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Dies stellt eine willkommene und gewollte Abwechselung zum sonstigen Studium dar. Noch heute erzählen mir ehemalige Studentinnen und Studenten begeistert von ihren Kursen bei Willi, wie er von allen genannt wird“, sagt Marcus Textor. Im Praktikum werden Löffel geschmiedet, Treppen aus Holz gesägt oder Schieferplatten gespalten. „Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Beim letzten Kurs entwickelten Teilnehmer einen Kreisel aus Schiefer und Metall“, erinnert sich Gutmann.

Weiterhin an der ETH aktiv

Auch im elften Jahr der Zusammenarbeit denkt der Künstler nicht an seinen Ruhestand. Die folgenden Praktika sind schon ausgebucht. Auf die Frage was ihn an der Arbeit mit den Studierenden fasziniert antwortet er: „Erstes macht es immer noch Spass und zweitens ist mir der Austausch mit den Studierenden sehr wichtig.“
Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach beglückwünschte Willi Gutmann zu seinen Engagement: „Es ist aussergewöhnlich, jemanden zu treffen, der in Ihrem Alter noch so aktiv ist. Die Studierenden und die ETH danken Ihnen.“

Die Staudinger-Durrer Medaille wird vom Departement der Materialwissenschaft an Personen vergeben, die sich um das Departement verdient gemacht haben. Sie ist nach Hermann Staudinger und Robert Durrer benannt. Hermann Staudinger war von 1912 bis 1926 Professor an der ETH und erhielt 1953 den Chemie-Nobelpreis. Robert Durrer lehrte an der ETH in den Jahren 1943 bis 1961.

 
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